Melissa Naschenweng: Das neue Album ist pures „Glück“
Melissa Naschenweng und ihre pinke Harmonika, nur noch getoppt von ihrer pinken Lederhose, mit der sie im pinkfarbenen Traktor über die Lesachtaler Almen brettert. Was auf den ersten Blick eher abstrakt oder wie ein Zeichentrick wirkt, ist hier tatsächlich nichts anderes als der Freiraum einer jungen Künstlerin, die so gar nicht nach den ungeschrieben Regeln der Schlager- und Unterhaltungsbranche tanzt. Ein blondes Mädel wandert durch die alpine Kulisse, spielt brav Harmonika, singt dazu und zieht alle klischeebeladenen Register, weil sich das so gehört? Nicht mit Melissa!
Melissa Naschenweng: „Unkonventionelle Titel“ und „Bergbauernbuam“
Melissa singt Texte wie „Schleich di“ und bezieht sich dabei auf den verkaterten Morgen nach einem One-Night-Stand. Oder sie singt in „Besserwisser“ darüber, dass sie von der Kulturpolizei auch gerne als hohlköpfiges Popsternchen belehrt wird.
Bei „Hirsch“ geht es um Aufreißer, die es einfach nicht schaffen, un-peinlich die Bratpfanne zu rühren. In „Amelie“ ist Mobbing im Netz das Thema. Teils sind das Songs, die auf persönlichen Erlebnissen von Melissa basieren, teils behandeln sie Themen, die Melissa wichtig sind und zu denen sie was zu sagen hat. Gegebenheiten, denen man nicht auskommt, wenn man im Rampenlicht steht. Und genau das tut sie.
„Vieles muss man einfach mit einem Augenzwinkern sehen und manchmal drück ich sogar beide Augen zu. Klar nehme ich auch mal gerne Klischees aufs Korn und nein, ich hab nicht vor, mir ein Wörterbuch zu besorgen, um überall mitreden zu können. Ich kann auch gut zuhören und wenn ich was zu sagen habe, dann geht das auch mit einfachen Worten, die jeder versteht. Man darf sich selbst eben nicht so ernst nehmen.“
Melissa Naschenweng
Melissa Naschenweng: Seit fünf Jahren ein Chartüberflieger
Bei Melissa Naschenweng steht seit fünf Jahren das Chart- und Erfolgsbarometer auf wolkenlos. Und seit ebenso vielen Jahren zeigt sie mit unbeugsamer Authentizität ihr Alleinstellungsmerkmal in einem Geschäft, welches sich sonst ohne rosarote Brillen schwertut.
Melissa, so wie das Land ist die Frau. Sie ist, wie sie ist. Den Mund lässt sie sich nicht verbieten, schon weil sie sich oft wehren muss. Eine blonde Frau ist kein Freiwild und Festzelte oder andere ähnliche Locations, sind wohl alles andere als eine Arena der politischen Korrektheit. Und: Es entscheidet immer noch sie, wen sie am nächsten Morgen mit einem rustikalen „Schleich di“ aus dem Bett scheucht.
„Ganz ehrlich? Ich bin jetzt nicht unbedingt der Typ für kurzfristige G’schichtn, da bin ich altmodisch, aber ich finde das Thema einfach so lustig und aus dem Leben gegriffen. Es musste einfach rein in einen Song!“
Melissa Naschenweng
Aufgeblasene Angeber, die mit dem Nobelhobel vorfahren, können ebenso gleich wieder den Weg runter ins Tal nehmen… Wenngleich Melissa dabei aber weit davon entfernt ist, ein unnahbares Bergbauernmadl zu sein. Lieder wie „Verliebt“ oder „Kompliment“ sprechen da nämlich eine ganz andere, sehr zugewandte Sprache. Und dass ausgerechnet eine feinfühlige, nahezu zärtliche Ballade der Titelsong des Albums geworden ist, spricht für die Künstlerin.
Das „Glück“ ist kein Vogerl. Zumindest hier fliegt es nicht in der Gegend herum, sondern ist ein astreines, klassisch gutes Melissa-Album. Singen und sagen was Sache ist. Musikalisch rockig, sanft, dann wieder ebenso stadiontauglich wie mitsingperfekt und klar, die Harmonika fehlt auch nicht. Das Album ist vollgepackt mit Liedern, die sich recht bald zu vielgehörten Gassenhauern entwickeln werden.