Annett Louisan singt auf Doppelalbum über die „Kleine große Liebe“
Nachts in Kapstadt, als Annett Louisan auf der provisorischen Bühne der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ die erste Skizze der damals gerade entstehenden Songs performte, war klar, dass „Kleine große Liebe“ ein autobiografisches Album werden würde. Bis zu diesem Abend in Südafrika hatte Annett Louisan zig Gold- und Platinauszeichnungen erhalten, und weit mehr als 1,5 Millionen CDs verkauft. Ebenso viele Menschen hatten ihr auf ihren Tourneen zugehört.
Annett Louisan ruht sich nicht auf Erfolgen aus
Aber Annett Louisan wollte jetzt noch einen Schritt weitergehen, sich nicht weiterhin in ihrer gelernten Rolle gefallen, und etwas Neues wagen. Weniger mit Charakteren und Figuren kokettieren, weniger die Grauzonen zwischen „ich“ und der jeweiligen „Rolle“ ausleuchten, aber dafür mehr Wahrheit, mehr Wahrhaftigkeit wagen. Es ging um den berühmten nächsten Schritt.
„Was soll ich tun, mit der Zeit, die vor mir liegt? Will ich Verantwortung übernehmen? Wo soll ich hin mit meiner ganzen Liebe? Mit meiner kleinen und mit meiner großen Liebe. Mit meiner „Kleinen großen Liebe‘“.
Über Kurz oder Lang kommen diese Fragen. Auf Annett zu. Vielleicht auf jeden zu. Und im schönsten Fall lösen sich diese Fragen im Dialog zwischen der Künstlerin und ihrem Publikum auf. Wir leben in einer Welt der unentwegten Begeisterung für uns selbst, in der wir Projektionsflächen suchen und selber welche sind. Dabei ist es viel spannender, wenn wir auf uns selbst zurückgeworfen werden. Und sind wir dann erwachsen geworden, und gibt es keine Ausreden mehr, gilt es, uns neu zu definieren.
Annett Louisan – autobiografischer den je
„Das ist dein ‚The River‘“, sagte ein Freund zu ihr. Nicht nur, weil es ein Doppel-Album geworden ist. Bruce Springsteen beschreibt in dem gleichnamigen Song Menschen, die ihre Träume und Ziele korrigieren müssen, weil das Leben sich geändert hat. Annett Louisan hat sich geändert, ist angekommen, um gleich wieder loszufahren. Das neue Album ist endlich ein Album, auf dem sie erzählt, das noch mehr als zuvor von ihr handelt. Es ist ein Album, das ihr näher kommt als jedes ihrer bisherigen Alben, und das trotzdem so gut und so schlüssig in die Lebens- und Künstlergeschichte der Annett Louisan passt.
Angekommen ist sie, weil alle Träume des Jungseins gelebt sind, und am Ende der Träume oft hässliche Wahrheiten stehen; und losgefahren ist sie, weil so viele neue Wege zu gehen und zu leben sind. Und es sich lohnt. Die „Große Liebe“ entstand in enger Zusammenarbeit mit Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Daniel Faust. Für die „Kleine Liebe“ versammelte die Künstlerin alte und neue Wegbegleiter wie Frank Ramond, Martin Gallop und Tobias Kuhn um sich.
Annett Louisan führte selbst die Feder
Viele Titel hat Annett Louisan mitgeschrieben und mitkomponiert, die Songs handeln nicht nur von ihr, sondern tragen auch die unmittelbare Handschrift der Künstlerin. In der entscheidenden Phase der Aufnahmen traf Annett Louisan dann auf den Produzenten Michael Geldreich, dem es gelang, die Geschichte der kleine Liebe und der großen Liebe musikalisch so zu erzählen, wie es die Künstlerin von Anfang an wollte, und ihr Doppel-Album fertigzustellen.
Die vielfältigen Eindrücke und neuen Ideen haben Annett Louisan zu einer höchst spannenden musikalischen Reise inspiriert. Auf den beiden Alben des Doppel-Albums jongliert sie geschickt zwischen den leisen, scharfsinnigen Songs der „Kleinen Liebe“ und den lauteren, aber ebenso subtilen Erzählungen der „Großen Liebe“.
Annett Louisan zwischen Chanson und Pop
„Ich wollte mir als Chansonsängerin treu bleiben, den Weg, den ich im Laufe der Jahre für mich gefunden habe, weiterbeschreiten und perfektionieren. Musikalisch gibt es da aber noch eine andere Seite, die mich geprägt hat. Ich bin mit Popmusik aufgewachsen. Und diese Einflüsse wollte ich einmal wirklich laut werden lassen.“
So beschreibt die Sängerin den Weg, der sie zum „Pop-Chanson“ führte
„Ich tu‘ nur weh, wenn ich liebe“ ist der Titel eines Songs des „Kleine Liebe“-Albums, der erzählt, wie schwierig es ist, die Ambivalenzen auszuhalten. Genau davon singt sie auch in einem Perspektivwechsel, in dem sie heute aus der Sicht ihrer Mutter zu denken vermag, die sie als alleinerziehende Frau großgezogen hat. „Ich hab mich für dich entschieden, meine Kleine“.
Auch Annett hat diese Verantwortung übernommen, wohnt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Hamburg. Das „Große Liebe“-Leben des „Traumpaar aus der Gosse“ ist Fiktion geblieben, aber gefühlte Realität geworden, so gut kann sich die Künstlerin noch heute in dieses Lebensgefühl hineinversetzen. Sie ist eben nicht in diese Sackgassen hineingelaufen, oder rechtzeitig wieder heraus. „Im Fernsehen läuft etwas von Belmondo…“, dafür ist jetzt gerade keine Zeit.
Annett Louisan weiß „Die schönsten Wege sind aus Holz“
Annett Louisans Reise war lang. Seit ihrem letzten regulären Studioalbum sind fast fünf Jahre vergangen, und es hat viel Mut erfordert, sich diese Zeit zu nehmen und zu geben. Ein kurzer Zwischenschritt war ein Cover-Album mit Songs, die ihr sehr viel bedeuten. Eine letzte Tour in 2017, bereits schwanger, war nochmal eine liebevolle Umarmung mit ihrem Publikum. Und dann war Stille.
Doch dann fing an Annett wieder an zu schreiben. „Die schönsten Wege sind aus Holz“, der letzte Song des „Kleine Liebe“-Albums, geht liebevoll mit Fehlern um. Auf dem Pfad des Lebens ist Annett ihrer geliebten Großmutter Louise, von der sie ihren Künstlernamen ableitet, auch nähergekommen. Auch ihrer Familie, zu der sie in einem weiteren Song feststellen muss: „Wir sind verwandt…“. Annett Louisan zeichnet ein großes Bild, ein „Big Picture“ von ihrer Welt, vom Übergang aus der Zeit des Heranwachsens, bis zum Erwachsensein.
Annett Louisan ist sich selbst treu geblieben
Das Doppelalbum „Kleine große Liebe“ erzählt somit auf zwei unterschiedlichen musikalischen Ebenen von dem Weg einer Künstlerin, erwachsen zu werden, aufmerksam zu bleiben, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, und sich dabei selbst treu geblieben zu sein.
Am 29. März veröffentlicht die Künstlerin nun also ihr langerwartetes neues Album „Kleine große Liebe“. Mit der gleichnamigen Tournee wird Annett Louisan im Sommer und Herbst 2019 endlich wieder unterwegs sein. Ein besonderer Höhepunkt wird dabei das Konzert am 8. September in ihrer Wahlheimat Hamburg sein, das in der Elbphilharmonie stattfindet. Die Fans von Annett Louisan können sich auf über dreißig Termine in Deutschland, Österreich und der Schweiz freuen.